22.02. - 03.03. Griechenland Euböa / Evia

Euböa

Wir sollen rückwärts auf die Fähre auffahren und die Einweiser sind statt hilfreich einfach nur nervig. Eine Fahrspur für höhere Fahrzeuge führt zwischen zwei PKW Decks, die bei uns ungefähr auf Fensterhöhe liegen. Natürlich sind sie mal wieder ( s. Verschiffung zu den Kanaren) kaum zu sehen und so steige ich schließlich lieber aus, um die Einweisung in eigener Regie vorzunehmen. Vor den abgesenkten Decks ist auch noch ein Platz frei, der letztlich auch frei bleibt – aber nein, wir sollen dazwischen. Das müssen wir nicht verstehen! Nach rd. einer Stunde kommen wir auf Euböa an und die Ausfahrt verläuft ebenfalls für uns unverständlich. Auf der uns zugewiesenen Position stehen wir allen PKW im Weg. Trotzdem müssen wir warten, bis die PKW um uns herum rangiert haben. Erst dann dürfen auch wir fahren obwohl wir ganz vorne stehen. Auch das müssen wir nicht verstehen!

Leicht genervt fahren wir entlang der Küste bis zu einer Haltebucht etwas oberhalb des Figia Strandes. Zumindest die nächtliche Aussicht auf die glitzernden Lichter sowohl des Festlandes als auch der Ostküste von Euböa ist wirklich hübsch.

Inseln im Meer
Straße Euböa
Das fängt ja gut an ...

Am nächsten Morgen fahren wir weiter entlang der Küste. Straßenverbindung zur höher gelegenen 0401 gibt es in unserer Richtung nur eine und die ist gelinde gesagt eine Katastrophe. Die bislang super Asphaltstraße hört an einem kleinen Strand abrupt auf und wird zur Piste. Um einen niedrigen Baum machen wir einen Bogen direkt über den Strand. Es folgt ein Gewirr von unbefestigten Wegen und einigen Häusern bei Elafolimano bis wir endlich die bergauf führende Asphaltstraße erreichen. Aber die ist so extrem buckelig, da wünscht man sich sofort die Piste zurück. Wir fahren im Regen bis zum Aralimos Beach. Dann haben wir genug für heute. Als das Regenwetter nachlässt, beschließen wir doch noch die Tour um das südöstliche Ende der Insel zu machen. Über Karystos fahren wir auf der gut ausgebauten 0404 und legen am Kabos Beach eine Übernachtungspause ein.

Am Kabos Beach
Am Kabos Beach
Strandparty am Kabos Beach.
Strandparty am Kabos Beach.

Eine Tour durch den Süden Euböa´s

Dann geht es bei sonnigem Wetter durch eine landschaftlich sehr schöne Gegend weiter bis kurz vor Amygdalia. Bis dorthin ist die Straße gut ausgebaut und die Roadtour ist sehr entspannt zu fahren. Das ändert sich aber schnell, als die Strecke schlagartig zur Piste wird. Vom E-Werk bei Amygdalia bis Kallianos ist nun Piste angesagt und diese hat eine sehr unterschiedliche Qualität. Bei einigen nassen, lehmigen und anschließend steilen Passagen würde es ohne Allrad wohl nicht weitergehen. Ansonsten ist die Piste teilweise sehr holperig aber mit einem robusten Fahrzeug gut machbar.

Ziege aus der Familie der aufrechten Drehhörner, Euböa

Wir sind froh die Herausforderung angenommen zu haben, da die Landschaft sehr schön ist und außerdem wären wir ansonsten nicht diesen Prachtexemplaren von Ziegen begegnet.

 

Auf Euboea werden überwiegend Ziegen gehalten, die zur Familie „der aufrechten Drehhörner“ gehören, wie uns eine Infoseite über die Insel erklärt.

Aufrechte Drehhörner – also diese Bezeichnung finde ich einfach zu schön! Auf unserer Rundtour durch das südliche Euböa begegnen wir mehreren Ziegenherden. Sie alle haben sehr schöne Drehhörner, aber mit dieser prächtigen Gruppe aufrechter Drehhörner können sie bei weitem nicht mithalten.  Diese Tiere haben wirklich das gewisse Etwas! Das Licht passt auch und Thomas muss mal wieder eine meiner spontanen Fotopausen über sich ergehen lassen – zumindest für ein paar Minuten.

 

Kurz hinter Kallianos wird aus der Piste wieder eine asphaltierte Straße und wir kommen an den Paralia Kalianou Strand. Hier endet die Demosares Schlucht am Meer. Leider ist er ziemlich vermüllt und teilweise zum Ziegenpferch umgebaut was man auch riecht!

 

Wir fahren lieber noch ein Stück weiter. Kurz vor dem Paralia Agiou Demetriou Strand suchen wir uns einen Übernachtungsplatz direkt an der Steilküste, da der Strand sehr schattig am Ende einer schmalen Schlucht liegt. Hier oben haben wir noch lange Sonne, eine tolle Aussicht und andere Autos fahren hier sowieso so gut wie keine.

Road- und Offroad Tour durch Süd-Euböa

Nach einem Abstecher nach Karystos – unsere PC Maus hat den Geist aufgegeben und wir benötigen Ersatz – fahren wir nach Norden. Kurz vor Kapsala halten wir und schauen uns eines der sogenannten Drachenhäuser (Limiko-Drachenhaus) an, die auf Euböa zu finden sind. Da es keine historischen Angaben über die Erbauer dieser megalithischen Gebäude gibt, erklären lokale Legenden die aus mächtigen Steinblöcken erbauten Häuser als von „Drachen“ im Sinne von mythischen Wesen mit übermenschlichen Körperkräften errichtet. Hier auf Euböa werden sie Drakospito genannt und es wurden rd. 20 von ihnen im Süden der Insel entdeckt.

Über Styra fahren wir auf der gut ausgebauten 0401. Bei Tsakei biegen wir zum Limionas Strand ab. Die Zufahrt durch ein vom Sand ziemlich zugeschüttetes Flussbett ist weniger spektakulär als sie auf den ersten Blick aussieht. Endlich ein schöner, sauberer Strand der im Sommer wohl gut besucht ist, wie die drei Tavernen und der kleine Campingplatz – allesamt derzeit geschlossen – zeigen. Mit viel Gebell stürmen uns zwei Hunde entgegen, die sich aber als sehr freundlich erweisen und zu einem der wenigen Häuser hier gehören. Uns gefällt es super und wir springen sogar mal kurz ins ca. 13 Grad kalte, aber kristallklare Meer.

Am 27.02. verlassen wir den schönen Limionas Beach und fahren auf die andere Inselseite nach Panagia. Unser Versuch die Landzunge um den Berg Pyrgari zu umfahren scheitert an der immer schlechter werdenden Piste. Ist zwar machbar, aber auf das Geschaukel nur um noch mehr Steilküste zu sehen haben wir keine Lust und wir kehren nach rd. 2,5 km um.

 

Bis Krieza fahren wir auf guten Straßen über die Inselmitte. Dann biegen wir zur Ostküste ab und fahren über schmale Straßen durch Petries und noch viele weitere kleine Dörfer. Auch die Strände hier sind schön, z.B. der Mageiras Beach. Nach einiger Zeit müssen wir wieder zur Inselmitte zurück, da an der Küste keine durchgehende Verkehrsverbindung besteht. Bei Avlonari geht es wieder zur Küste und wir krumeln uns so gut es geht an der Küstenlinie durch. Geht aber nicht immer, da eine Straßensperre uns zu einem Umweg zwingt.

Bei Kymi verlassen wir die Küste und es geht in die Berge. Das Panorama wird immer wilder und die Straße immer schmaler und schlechter. Wir nähern uns dem Dirfi, der mit 1.743 Metern der höchste Berg der Insel ist. Ab rd. 900 Metern Höhe liegt Schnee, aber die Straße ist geräumt. Man sieht ihr an, dass es im Winter in dieser Höhe und in dieser Bergregion recht heftig zugegangen ist.

Wohnmobil, Mandelblüte

Anschließend schlängeln wir uns über etliche Haarnadelkurven bis auf 300 Meter hinab und erreichen kurz vor Kato Steni unser heutiges Ziel den Wasserfall Agia Kiriaki.

 

Hier wurde eine kleine Kirche in eine Grotte hineingebaut. Direkt daneben entspringt eine Quelle und ein Wasserfall stürzt den Hang hinunter.

Mehrere riesige Platanen flanieren das Ganze. Wir parken auf einem der Wiesenparkplätze direkt neben einem blühenden Mandelstrauch – wirklich ein schöner Vorgarten.

Am nächsten Morgen füllen wir an der Quelle unsere Brauchwasservorräte auf und fahren dann weiter Richtung Westküste bis Psachna. Anschließend geht es wieder quer über die Insel bis Mantoudi an der Ostküste und dann über die E077 nach Limni an der Westküste – Küstenhopping sozusagen.

Limni an der Westküste Euböa´s
Limni an der Westküste Euböa´s

Limni ist ein wirklich hübsches Küstendorf, aber die Straßen sind extrem schmal. Wir ziehen es vor, den Sprinter vor dem Ort am Straßenrand stehen zu lassen und die Erkundung zu Fuß vorzunehmen. Je mehr wir von Limni sehen, desto sicherer sind wir, dass das eine gute Entscheidung war.

Nach dem Bummel durch Limni fahren wir noch ein kurzes Stück weiter entlang der Küste bis kurz vor Rovies. Dort führt eine kleine Piste hinab zum Kieselstrand und zwischen Kiefernwäldchen und Strand gibt es jede Menge schöne Stellplatzmöglichkeiten. Leider sind die Kiefern ziemlich stark von Prozessionsspinner Raupen befallen, deren Brennhaare Gesundheitsprobleme verursachen können. Diese Raupennester haben wir schon häufig in den Pinienwäldern hier auf Euböa beobachten können. Es wird wohl auch nichts dagegen unternommen.

Blick von Euböa hinüber zum Festland.
Blick von Euböa hinüber zum Festland.

Am nächsten Morgen machen wir uns zu einer Tour um die nördliche Inselhälfte auf. Von Roves aus fahren wir durch eine grüne Waldlandschaft bis zu dem Drimona Wasserfall. Im Sommer bestimmt ein beliebtes, Kühlung bietendes Ausflugsziel in den Bergen. Derzeit mit rd. 5 Grad am frühen Morgen für unseren Geschmack deutlich zu kalt. Wir sind froh, als wir wieder im warmen Sprinter sitzen.

Die Straßen im Norden der Insel sind deutlich besser ausgebaut als im Süden. Die Berge sind flacher, vollständig mit Wald bedeckt und wir fühlen uns fast wie im Sauerland. Die Tour ist entspannt zu fahren, bietet aber bei weitem nicht so viele Höhepunkte wie die bislang erlebten Strecken. Wir fahren im Nordosten bis Agriovotano und über Istiea auf die Halbinsel Lichada. Die Küstenstraße entlang der Bucht führt an mehreren langgezogenen Stränden entlang und die gesamte Bucht ist nur recht dünn besiedelt.

Halbinsel Lichada auf Euböa

Kurz hinter Loutra Gialtron treffen wir uns mit Kerstin wieder, die wir auf Kreta kennengelernt haben. Bei herrlichem Wetter verbringen wir entspannte Tage mit Strandspaziergängen. Ich entdecke sogar schon blühende Orchideen und eine interessante, grün blühende Iris Art. Leider gibt es auch hier viele Prozessionsspinner Raupen, die ihrem Namen gerade alle Ehre machen und auf der Suche nach einem Verpuppungsplatz in langen Prozessionen durch die Gegend ziehen. Am Strand sind Muscheln, Einsiedlerkrebse, kleine Meeresschnecken und Gehäuse von Seeigeln zu entdecken und es macht Spaß die Gegend zu erkunden. Wir können weit am Strand entlangwandern, bis wir auf ein Haus stoßen. Die Gegend ist zumindest um diese Jahreszeit ziemlich verlassen.

Strand Euböa

Am 02.03. haben wir ersteinmal genug vom faulen Strandleben und verlassen die schöne, grüne Halbinsel Lichada wieder. Gemeinsam  fahren wir nach Loutra Edipsou weiter.

 

Die Küstenstraße führt teilweise extrem nah am Wasser entlang und es macht Spass sie zu erkunden.

Halbinsel Lichada auf Euböa

Loutra Edipsou ist seit der Antike für seine heißen Mineralquellen berühmt und zählt zu den ältesten und meistbesuchten Thermalbädern in Griechenland. In der Stadt gibt es rd. 80 Thermalquellen mit Temperaturen zwischen 28 und 86 °C. Leider sind diese fast alle von den vielen Hotels „privatisiert“. An einigen Stellen am Strand sind kleine Quellen noch öffentlich zugänglich und die bunten Muster der abgelagerten Mineralien sind hübsch anzuschauen. Allen Stellen ist jedoch anzusehen, dass hier früher deutlich mehr Thermalwasser das Meer erreicht hat. Der größte Teil der Sinterterrassen ist mittlerweile trocken.

Loutra Epsidou, Sinterterassen, Steinbogen, Euböa

An einem Abschnitt fließt es aber noch recht üppig und sprudelt in einem herrlich warmen Wasserfall auf den Strand. Diese warme Dusche finden wir fantastisch und genießen sie so lange, bis die nächsten Badegäste anstehen.

Bei einem Spaziergang durch den Ort wird schnell klar, dass Loutra Edipsou schon deutlich bessere Zeiten erlebt hat. Die Umkleiden, Toiletten etc. an den öffentlichen Quellen sind baufällig und nicht mehr zu benutzen. Die Leitungen, über die das heiße Thermalwasser den Strand erreicht sind größtenteils nicht mehr vorhanden und meistens sucht sich das Wasser seinen Weg einfach selber. Ein 5-Sterne-Hotel dominiert die Küstenlinie, aber viele der von weitem prächtig wirkenden alten Gebäude sind nur noch Ruinen und stehen leer. Trotz allem ist der Besuch der Quellen ein Erlebnis und wir bummeln am sommerlich milden Abend gerne an der Uferpromenade und den gut besuchten Tavernen entlang.

Loutra Edipsou - heiße Quellen und ruhmvolle Vergangenheit.

Am 03.03. verabschieden wir uns von Euböa und nehmen die Fähre von Agiokampos nach Glyfa. Um die Wartezeit zu überbrücken machen wir noch einen kleinen Abstecher zu einem nur rd. 3 km entfernten, weitläufigen Strand. Direkt davor liegt die kleine Felseninsel Pyrgos Nesiotissas.

 

Danach geht es zurück nach Agiokampos und direkt auf die kleine Fähre. Die Überfahrt dauert nur knapp eine Stunde und kostet 28 Euro.