17.01. - 31.01. Griechenland/Kreta

Auf der EO90 fahren wir durch die Berge bis Sitia und von dort zum Kloster Toplou, das auf dem Weg zu unserem heutigen Tagesziel, dem Palmenstrand von Vai liegt. Wir können das Kloster ohne Eintritt zu zahlen besuchen, aber das Klostermuseum und die Ikonensammlung sind geschlossen. Dafür öffnet einer der Mönche extra für uns die kleine Kapelle und zündet einige Kerzen an.

Während heute noch 2 Mönche und der Abt im Kloster leben war Toplou in der Vergangenheit zeitweise von über 20 Mönchen bewohnt und ist immer noch eines der wichtigsten Klöster Kretas.

Das Kloster ist auch der mit Abstand größte Grundbesitzer der Region. So zählt zum Beispiel der Strand von Vai, der im Sommer eine Touristenhochburg unter Palmen ist, zum Eigentum der Mönche.

Nach kurzem Aufenthalt fahren wir weiter zu besagtem Strand. Die Gegend hier ist sehr karg. Es gibt kaum Bäume und wenn doch, dann kann man an ihnen eindeutig sehen woher der Wind weht. Umso mehr überrascht es plötzlich in den üppigen Palmenhain von Vai zu fahren. Wir fühlen uns schlagartig nach Marokko versetzt.

Palmenstrand Vai

Vai bedeutet ins griechische übersetzt schlicht „Palme“. In dem Hain und seiner Umgebung stehen über 5000 Exemplare der kretischen Dattelpalme (Phoenix theophrasti) und bilden mit dieser Anzahl den größten natürlichen Palmenhain Europas. Nach einer Legende entstand der Hain dadurch, dass Piraten, die sich hier nach ihren Beutezügen versteckten, die Kerne der gegessenen Datteln wegwarfen, aus denen dann Palmen wuchsen. So abenteuerlich wie sich das anhört – es kann leider nicht stimmen, da es sich nicht um echte Dattelpalmen handelt und die Früchte der hier wachsenden Palmenart nicht genießbar sind.

Palmenstrand Vai

Vai war bis Anfang der 1970er Jahre völlig unbekannt, bis ein populärer Werbespot für Bounty-Schokolade den Strand als Drehort mit tropischem Flair auswählte. Anschließen begannen hunderte von Hippies und Rucksacktouristen Strand und Palmenhain zu bewohnen und leider auch zu vermüllen. Inzwischen wurde ein Schutzgebiet errichtet und von dem Palmenwald ist heute nur noch ein schmaler Streifen am Strand zu begehen, der Rest ist für den Publikumsverkehr nicht geöffnet.

Palmenstrand Vai

Auf Bildern einer Infotafel können wir sehen, dass hier im Sommer mächtig Gedränge herrscht und Sonnenschirme und Liegen den ganzen Strand bedecken. Momentan ist das Gegenteil der Fall und Vai präsentiert sich wie in der Bounty-Werbung als Südseeidylle – nur ohne Kokosnüsse, die schließlich auch nicht auf Dattelpalmen wachen – ja ja die Werbung. Was leider gar nicht zur Idylle von weißem Sandstand, türkisblauem Meer und Palmen passt ist der starke Wind und die recht frischen Temperaturen. Das veranlasst uns dann auch am nächsten Tag schon wieder weiterzufahren zumal der Himmel total wolkenverhangen ist.

Vom Palmenstrand Vai fahren wir nach Kato Zakros. Die Bucht ist groß und bietet einen langen Kiesstrand, eine Schlucht und einen minoischen Palast. Da es sehr windig ist, suchen wir uns einen Stellplatz der nicht direkt am Meer liegt und erkunden dann die Umgebung. Der Eingang zu dem Death´s Gorge Valley (Schlucht der Toten) ist nur durch das derzeit reichlich Wasser führende Flussbett möglich und deshalb steigen wir ein Stück den mit Anemonen, Aronstab, Wolfsmilch und anderen niedrigen Stauden bewachsenen Hang hoch.

Unser Weg zurück zum Sprinter führt uns an dem eingezäunten Geländes des minoischen Palastes entlang. In der letzten Zeit haben wir aber so viele alte Grundmauern bestaunt, dass wir keine rechte Lust zu einer eingehenden Besichtigung haben. Viel mehr interessieren mich da schon die Wasserschildkröten, die ich in den kleinen Teichen entdecke. Sie sind extrem scheu und obwohl ich jenseits des Zaunes und rd. 20 Meter entfernt stehe, gleiten sie sofort ins Wasser und verstecken sich.

Ganz in unserer Nähe steht ein Van aus Mannheim und so lernen wir Wolfgang kennen, der auf seinen Reisen schon viel von der Welt gesehen hat. Am Abend gehen wir gemeinsam in eine kleine Taverne an der Uferstraße. Der Hauptraum ist von der Straße nur durch eine Zeltplane getrennt – von dort zieht es kalt herein. Auf der anderen Seite steht ein Bollerofen in dessen Nähe sich die ganze Familie und auch wir als einzige Gäste aufhalten. Auch die Kinder der Familie sind dort und schauen auf einem großen Fernseher Schlumpf-Filme. Der Wein ist gut und das Essen lecker. Zum ersten mal lernen wir ein kretisches Winterwildgemüse kennen, das wie Spinat zubereitet wird und etwas bitter schmeckt.

Am nächsten Tag nutze ich die Chance von der alten Straße (Piste) zwischen Zakros und Kato Zakros einen Blick in die Schlucht zu werfen. Sie sieht imposant aus und im Sommer wäre es bestimmt eine interessante Wanderung. An den Felswänden sind viele große Höhlen zu erkennen. In diesen wurden früher die Toten bestattet und von daher stammt auch der Name „Schlucht der Toten“.

Die Straße nach Xerokampos führt uns an einer weiteren beeindruckenden Schlucht entlang. Nur ca. 20 Meter durch die niedrige Vegetation in Richtung Schluchtrand und schon offenbart sich ein toller Ausblick. Gerne würde ich noch näher an den Rand herantreten, aber der Wind ist dermaßen stürmisch und böig, dass ich lieber einen großen Sicherheitsabstand einhalte. Bei Xerokampos verlassen wir die Küstenstraße und fahren zu der Lagune von Alatsolimni. Eine Sandbank trennt Meer und Lagune und die Aussicht ist herrlich. Leider ist der Wind so heftig, dass wir uns nach einem kurzen Spaziergang über die unberührt vor uns liegende Sandbank wieder auf den Weg machen. Bei besserem Wetter wäre das hier ein Traumstellplatz.

Lagune Alatsolimni Kreta

Auf einer nicht im Navi verzeichneten Piste fahren wir parallel zum Meer an verschiedenen kleinen Buchten mit schönen Sandstränden weiter. Sie alle liegen einsam, idyllisch und derzeit völlig verlassen vor uns. Wenig später erreichen wir den Eingang zu der gewaltigen Schlucht von Xerokampos. Da es in den Bergen regnet und der starke Wind den Sprühregen reichlich verteilt fahren wir weiter. Die Straße windet sich in vielen Serpentinen den Berg hoch und bietet immer wieder schöne Ausblicke auf Schlucht und Küste - aufgrund der Wetterlage auch mal wieder durch einen Regenbogen gekrönt. Definitiv habe ich noch nirgends so häufig Regenbögen gesehen wie hier auf Kreta!

Xerokampos Schlucht

Ungeplant erleben wir auf der weiteren Strecke noch ein Pistenabenteuer. Die Passage durch das Dörfchen Kalo Chorio ist sehr eng und direkt nach dem Dorf endet die Asphaltstraße. Nachdem wir den Olivenhain hinter uns gelassen haben wird die Piste breiter und ist in einem sehr guten Zustand. Die Landschaft ist karg. Bäume gibt es keine, nur verschiedene meist dornige Polsterstauden. Kurz darauf zweigt eine viel schmalere und sehr unbefahren wirkende Piste ab und dieser müssen wir leider folgen, wenn wir unser Ziel erreichen wollen. Unser Navi – das die ganze Strecke im Übrigen als Straße ausweist – kündigt kurz darauf eine Serpentinenabfahrt an. Wir lassen den Sprinter an einer Ausweichstelle stehen und erkunden die Piste zu Fuß. Keine heftigen Auswaschungen zu sehen – sollte unproblematisch sein. Ist es auch. Jedenfalls solange, bis wir vom Berg herab wieder in die Zone der Olivenplantagen kommen. Jetzt hat die Piste einen Zuschnitt, der für Pick-Up's gemacht ist und der Sprinter muss sich halt irgendwie durch quetschen. Das geht natürlich nicht ohne ein paar neue Streifen an den Seiten der Kabine ab – aber das gehört dazu. In einer schmalen Kehre mit hohen Steinen an den Seiten kommt dann leider doch ein etwas engerer Kontakt zwischen Stein und Staukasten zustande. Nichts Schlimmes, aber es wird etwas mehr Aufwand als etwas Polierpaste brauchen, um die Schramme wieder zu beseitigen. Wir sind recht froh, als wir auf eine gut ausgebaute Straße gelangen. Wäre schon blöd gewesen, wenn wir so kurz vor dem Ziel irgendwo nicht durchgepasst hätten.

Kurz darauf erreichen wir den kleinen Strand direkt am Eingang der Pervolakia Schlucht unterhalb des Klosters Moni Kapsa. Der Parkplatz vor dem Kiesstrand ist fast vollständig mit niedrigen Tamarisken bewachsen unter denen wir nicht her passen und so bleiben wir direkt an der Einfahrt stehen. Ein junges deutsches Paar parkt mit ihrem Van bereits hier und am nächsten Tag lernen wir die Beiden näher kennen. Nachdem wir einen links vom Schluchteingang liegenden Berghang hinaufgestiegen sind, haben wir einen guten Blick auf die lange Schlucht. Sie ist derzeit trocken und wir wandern ein Stück Schluchtaufwärts. An den steilen Felswänden nisten Gänsegeier und wir können sie – allerdings aus sehr großer Entfernung – im Flug und am Nest beobachten.

Das Wetter ist zwar trocken, aber immer noch sehr stürmisch. Wir haben Glück, dass die hohen Felswände uns recht gut vor dem Wind abschirmen. Unser erster Versuch das Kloster Moni Kapsa zu besichtigen schlägt fehl. Die Öffnungszeiten sind angeschlagen und es ist auch im Winter geöffnet, aber trotzdem ist die innere Pforte geschlossen. Am Nachmittag versuchen wir es erneut und machen uns an den Aufstieg zum Kloster. Diesmal haben wir mehr Erfolg. Eine kleine Klappe in der Pforte ist geöffnet und auf unser „Kalimera“ lässt uns ein Mönch herein. Offenbar leben in dem kleinen Kloster inzwischen nur noch zwei Mönche und die beiden haben gerade Waschtag. Einer von ihnen führt uns herum und schließt die kleine, uralte Kapelle für uns auf. Die Fußböden der Innenhöfe und auch der Kapelle sind in sehr schönem Kieselmosaik gestaltet und die ganze Anlage wirkt viel gemütlicher, als man das von außen annehmen konnte. Leider ist eine richtige Verständigung ist nicht möglich, da die Mönche kein englisch und wir kein griechisch sprechen. Oberhalb des Klosters liegt eine Höhle direkt an der Steilwand zur Schlucht. In ihr hat über Jahre der Asket Joseph Yerondoyiannis gelebt, der heute noch als Heiliger verehrt wird. Wir steigen den steilen Weg zu der Höhle herauf. Er ist mit einem Zaun gesichert, was er in früheren Zeiten wohl nicht war und auch die Höhle selber macht keinen sonderlich bequemen Eindruck. Wir fragen uns, was einen Menschen dazu antreibt sich über Jahre an einen solchen Ort zurückzuziehen und wie man das gesundheitlich überhaupt durchstehen kann.

Durch unseren WhatsApp Kontakt wissen wir, das Kerstin derzeit am See Mpramianon in der Nähe von Ierapetra steht. Deshalb machen wir uns am 23.01. erst einmal auf den Weg nach Ierapetra zum Einkaufen und dann zum See.

See Mpramianon bei Ierapetra

Wir freuen uns über das Wiedersehen, tauschen unserer Erlebnisse seit unserem letzten Treffen in Paleochora aus und gehen etwas um den See. Dieser dient wohl als Trinkwasserreservoire für Ierapetra und als Naturschutzgebiet. Deshalb ist er eingezäunt und baden ist verboten, aber nach so viel Meer ist ein Spaziergang um einen See auch mal eine willkommene Abwechslung.

Am nächsten Tag trennen sich unsere Wege schon wieder, da wir in entgegengesetzter Fahrtrichtung unterwegs sind. Wir wollen nach Tsoutsouros und zwar wenn möglich direkt am Meer entlang. Aber so einfach ist das nicht, da in Myrtos die Verbindungsstraße nach Tertsa komplett gesperrt ist. Wir bekommen den Hinweis erst von Spaziergängern als wir vor einem Baustellenschild stehen und uns fragen ob wir da nicht doch durchkämen. Rückwärts geht es raus aus den schmalen Straßen und dann über die Hauptstraße erst einmal hoch in die Berge. Wir nehmen die erste Abzweigung, die uns wieder zur Küste bringt und – tja, ab Gdochia ist auch diese Strecke wieder eine Piste. Was die Unterscheidung zwischen Piste und Straße angeht, sind weder die Angaben von Maps.Me noch von MapOut auf Kreta besonders verlässlich.

Die Piste die wir diesmal erwischt haben ist – von einigen Kleinigkeiten abgesehen – gut zu befahren. Jedenfalls bis auf die letzten 20 Meter. Dort, wo sie auf die Küstenstraße trift, hat nämlich vor geraumer Zeit ein Erdrutsch den Straßenverlauf etwas geändert. Der von den hier fahrenden PickUp's ausgefahrene Weg mündet steil und eng auf die Asphaltstraße und wir müssen reversieren um die Kurve zu kriegen.

Felsen bei Tertsa

Eigentlich kein Problem, aber direkt vor uns ist die Mauer von dem Flachdach eines Hauses und der Höhenunterschied zwischen Piste und Straße wird ein Problem. Zwischenzeitlich steht unser Sprinter nur auf drei Rädern und ich flitze laufend von vorn nach hinten um jeden Zentimeter bei der Einweisung auszunutzen. In die andere Richtung hätten wir ganz einfach auffahren können – nur leider kommt ja dort irgendwann die Straßensperrung und ob eine Wendemöglichkeit existiert? Nach einigem hin und her kriegen wir die Kurve und werden von der anschließenden Fahrt entlang hoher, ausgewaschener Felswände belohnt.

Die Berghänge hier sind sehr steil, ausgewaschen und extrem brüchig. Ein Schild, dass hier hohe Steinschlaggefahr herrscht braucht es wirklich nicht. Das sieht man auch so auf den ersten Blick. Gut, dass es in den letzten Tagen trocken war! Der Anblick der malerisch ausgewaschenen Felsen ist aber fantastisch.

Felsen Meer Wohnmobil
Suchbild mit Sprinter

Als nächstes erreichen wir das kleine Dorf Tertsa und erkunden den langen Sandstrand bei einem Spaziergang. Wirklich eine nette Ecke und offenbar auch klimatisch günstig gelegen. Wir sehen hier die ersten Bananenplantagen in Freilandkultur und das will bei dem Wind schon was heißen. Bleiben wir oder nicht? Die Neugier auf die noch kommenden Ort siegt und wir fahren weiter.

Der nächste Ort ist Sidonia. Viel größer als Tertsa und wesentlich lebhafter. Auch hier finden wir viele Stellplatzmöglichkeiten. Aber inzwischen sind wir echt verwöhnt. Weiter geht es über Arvi und Keratokambos, die irgendwie keinen bleibenden Eindruck bei uns hinterlassen haben. Dann erreichen wir Tsoutsouros. Hier ist die Küstenstraße endgültig zu Ende, denn hinter der kleinen Stadt folgt jede Menge Steilküste (Asterousia Berge).

Tsoutsouros hat einen schönen Sandstrand, aber leider ist es hier deutlich windiger, als an den anderen Orten durch die wir heute gekommen sind. Der Sand hat sogar auf der Uferstraße Dünen ausgeformt.

Kiesel stabilisieren den Sand und der Wind schafft Wüstenlandschaften.
Kiesel stabilisieren den Sand und der Wind schafft Wüstenlandschaften.

Kaum stehen wir, hält Wolfgang mit seinem weißen Van neben uns. Wir feiern das Wiedersehen mit einem gemeinsamen Abendessen und einem Glas Wein im Sprinter. Am nächsten Tag machen wir zusammen eine Wanderung von Tsoutsouros nach Maridaki. Der Weg führt über die Steilküste durch eine natürliche Landschaft, die immer wieder eine schöne Aussicht auf Tsoutsouros und die schneebedeckten Gipfel der dahinter liegenden Dhitki Ori (Dhikti Gebirge) bietet. Von Maridaki aus gehen wir entlang eines Bachlaufes in die Lichnistis Schlucht. Am Eingang der Schlucht laufen ein paar Hühner herum und in einem winzigen Gehege aus wackeligem Zaungeflecht tobt ein großer, schwarzer Hund wie verrückt, als er uns kommen hört. Wir haben nun wirklich keine Angst vor Hunden, aber dieser bedauernswerte Zerberus steigert sich in einen wahren Wahnsinn hinein und wir müssen auf dem schmalen Weg direkt an seinem wackeligen Gefängnis vorbei – kein gutes Gefühl.

Wasserfall Lichnistis Schlucht

Nach ca. 10 Minuten geht es für uns nicht mehr weiter, da das Flussbett der Lichnistis Schlucht zu viel Wasser führt. Der Ausblick auf den laut Infotafel 60 Meter hohen Wasserfall, der die Steilwand am Ende der kurzen Schlucht teilt ist aber etwas ganz Besonderes. Auf dem Rückweg müssen wir wieder an dem armen Zerberus vorbei und stärken uns kurz darauf mit einem griechischen Kaffee in einer kaum als solche zu erkennenden Taverne.

Auf dem Rückweg nach Tsoutsouros halten wir Ausschau nach der Drachenhöhle, die auf einer Infotafel erwähnt wurde. Einziger Hinweis – zwei Bäume am Eingang. Was wir finden ist eher eine Felsspalte. Das mit den Bäumen könnte stimmen – auch wenn einer nun abgestorben ist. Aber das muss ein ganz kleiner Drache gewesen sein, wenn er in diese Höhle passte. Jetzt nutzen Ziegen sie als Unterstand. Die Ziegenköttel liegen knöchelhoch. Etwas näher an Tsoutsouros befindet sich eine andere sehr interessante Felsformation. Nicht gerade das, was man unter einer Höhle versteht, aber mit mehreren Durchbrüchen und von gewaltigem Ausmaß. Das passt schon eher für einen Drachen. Nun Drachen sehen wir erwartungsgemäß keine, dafür aber immer wieder Gänsegeier und auch einmal einen großen Adler.

In Tsoutsouros und Umgebung gibt es jede Menge Schluchten und der Weg in die Hauptschlucht des Ortes startet direkt im Dorf. Auch diese Schlucht führt Wasser und als der Weg seinen weiteren Verlauf im Flusslauf nimmt, ist für uns die Wanderung mal wieder beendet. Finden wir diesmal aber nicht so schlimm, da wir schon interessantere Schluchten besucht haben. Am 27.01. verabschieden wir uns von Wolfgang und fahren in Richtung der Dhikti Ori.

 

Mal wieder geht es durch sehr, sehr enge Dorfstraßen und nach einiger Zeit erreichen wir den Sarakinas Canyon. Am Eingang zu dem Canyon wird das herab strömende Wasser aufgestaut und dort befindet sich ein kleiner Parkplatz. Der Weg führt entlang einer alten, gemauerten Wasserleitung und schon nach kurzer Zeit haben wir die Engstelle des Canyons erreicht. Hier treten die Felswände so nah und verwunden zusammen, dass man dem Spalt mit dem Auge kaum noch folgen kann. Leider beendet das reichlich fließende, eiskalte Tauwasser aus den Bergen hier unseren Ausflug. Zu gerne wären wir noch weiter in diesen spannenden Canyon hineingegangen. Wir beschließen uns bei nächster Gelegenheit Gummistiefel zuzulegen.

Wir fahren weiter bergauf, erreichen nach ca. 1,5 km den aus dem Canyon heraufführenden Wirtschaftsweg und folgen ihm zu Fuß hinab bis ins Tal. Unsere Hoffnung so an das Ende der Engstelle zu gelangen erfüllt sich nicht, da kein Pfad – außer dem Fluss – in diese Richtung führt.

Weiter geht es bis kurz vor Males. Dort biegen wir auf eine Nebenstraße ab, die uns oberhalb des recht verlassenen wirkenden Dorfes Christos weiter in die Berge bringt. Kurz darauf führt die schmale Straße direkt nach einer Kurve eng an einem mächtigen Steilhang entlang. Da hält man schon mal kurz die Luft an. Hier sollte besser kein Gegenverkehr auftauchen!

Wir kommen durch lichten Waldbestand aus immergrünen Eichen. Ein Schild weist darauf hin, dass diese beeindruckenden Bäume zwischen 800 bis 1300 Jahre alt sind. Leider sind viele von ihnen im Innern hohl und wir wundern uns, dass diese Bäume überhaupt noch grün sind.

Immer höher geht es hinauf und kurz vor Selakano suchen wir uns einen Stellplatz neben einer unbewohnten Berghütte. Direkt vor uns liegen die höchsten Gipfel der Dhikti Ori - Afendis Khristos (2.141 m), Spathi (2.148 m) und Lazaros (2.085 m). Leider sind sie in dichte Wolken gehüllt, aber morgen soll es sonnig werden und wir sind auf den Anblick gespannt, der sich uns dann bieten wird.

Die erste Morgensonne taucht die Bergketten in ein wundervoll warmes Licht und da kaum Wolken vorhanden sind, können wir das Panorama fast komplett erfassen. Das sieht so schon viel besser aus als gestern, wo alles oberhalb der Schneegrenze in dichten Wolken verschwand. Trotzdem sind wir etwas überrascht, da wir doch mehr Schnee erwartet haben. Schließlich hat sich der Lazaros uns von der Lasithi Hochebene aus (Nordseite) als tiefverschneite Hochgebirgslandschaft präsentiert. Von Süden aus betrachtet wirkt das alles viel harmloser, aber vermutlich sind wir einfach zu nah dran, um die ganz hohen Passagen überhaupt sehen zu können.

Gipfel des Afendis Khristos im Morgenlicht.
Gipfel des Afendis Khristos im Morgenlicht.

Tja – und da die Sonne so schön scheint, wir uns schon auf fast 900 Metern Höhe befinden und die Piste die hinter Selakano beginnt ganz gut aussieht, beschließen wir einen Versuch zu unternehmen das auf rd. 1200 Metern Höhe liegende Katharo Plateau zu erreichen. Schilder belehren uns, dass wir mal wieder auf dem Europawanderweg E4 unterwegs sind – diesmal allerdings mit dem Sprinter.

 

Die Piste ist schmal, aber größtenteils in einem recht guten Zustand, d.h. es liegen herabgefallene Steine in allen Größen herum – aber meist nicht direkt auf der Fahrbahn und vom Hang herab kommendes Sickerwasser hat Auswaschungen in überschaubarer Größenordnung verursacht. Die Piste wird wohl hauptsächlich von den Bewohnern der hier verstreut liegenden Gehöfte mit ihren PickUp's genutzt. Hier oben gibt es nur wenige Bäume. Einige von ihnen sind vor einiger Zeit einem Brand zum Opfer gefallen und stehen noch immer als schwarze Skelette in der Landschaft. Unsere Piste windet sich gemächlich immer höher. Nach einiger Zeit überschreiten wir die 1.000 Meter Marke und noch immer liegt kein Schnee an der Piste. Kurz darauf ändert sich die Landschaft. Große Felsbrocken liegen neben der Piste und wir fahren durch einen Wald. Inzwischen haben wir fast 1.100 Höhenmeter erreicht und sind guten Mutes unser Ziel zu erreichen. Diese Einschätzung revidieren wir ganz schnell, als wir plötzlich vor einem Hang mit tief in den matschigen Lehm gegrabenen Spuren stehen. Dieser Untergrund zusammen mit der Steigung und im oberen Bereich auch noch Neigung des Hanges ist für unseren Sprinter nicht zu bewältigen. Thomas nimmt zwar zwei Anläufe, aber da ist nichts zu machen. Einen solchen tiefgründigen Lehm hatten wir hier nicht erwartet, da bislang alle Pisten ausgesprochen felsig waren.

 

Schade – und jetzt heißt es solange auf der Piste rückwärtsfahren, bis eine Wendemöglichkeit besteht. Und die ist leider auch nach einiger Zeit nicht in Sicht. Dafür ergibt sich eine andere Schwierigkeit. Auf der Hinfahrt – kurz vor Beginn der Waldstrecke und aus unser jetzigen Position ganz kurz vor der ersehnten Wendemöglichkeit - haben wir eine Stelle passiert, die jetzt im Rückwärtsgang zu einem Problem wird. In einer Kurve hat das Schmelzwasser einen lehmigen Hang etwas abrutschen lassen und auf der gegenüberliegenden Seite die Fahrbahn weggespült.

 

Unsere Hinterräder schieben den Matsch vor sich her und fangen an sich einzugraben. Wir besehen uns das Ganze und erkennen, das jetzt Straßenbaumaßnahmen angesagt sind. Thomas fängt an zu schaufeln und ich sammel Steine. Die gibt es hier glücklicherweise reichlich. Beim Steine sammeln merke ich aber, wie aufgeweicht der Pistenrand hier ist. Ich sinke fast bis zur Hälfte meiner Schuhe ein, wenn ich nur einen Schritt dorthin mache. In dem kritischen Bereich der Piste ist es noch schlimmer. Der abgerutschte Lehm ist sehr tiefgründig und verschlingt jede Menge der angeschleppten Steine. Zudem sickert das Wasser ohne Unterlass weiter aus dem Hang. Glücklicherweise liegen oben auf dem Abhang auch viele Steine herum und Thomas macht von dort oben Zielwerfen. Nach gefühlt ca. einer Stunde liegen so viele Steine im Lehm, dass wir einen weiteren Versuch wagen wollen. Aber vorher müssen wir unbedingt wenden. Etwas oberhalb unserer jetzigen Position gelingt uns das nach vorsichtigen Rangiermanövern, da der Pistenrand auch hier sehr aufgeweicht ist. Unsere Straßenbaumaßnahmen bewähren sich und der Sprinter kommt gut an der kritischen Stelle vorbei. Der Rest der Abfahrt ist unproblematisch und wir fahren zu einer Stelle in der Nähe von Selakano, an der wir eine ununterbrochen vor sich hin sprudelnde Wasserleitung gesehen haben. Die können wir und der Sprinter jetzt gut gebrauchen! Erst befreien wir den Sprinter vom Lehm, der in dicken Klumpen in den Felgen sitzt. Dann kommen wir dran und anschließend unsere Kleidung und die lehmverkrusteten Schuhe.

Am Nachmittag fahren wir dann bei schönstem Sonnenschein zurück nach Males und von dort auf gut ausgebauter Straße Richtung Ierapetra. Die Strecke ist landschaftlich sehr ansprechend und gibt immer wieder sehr schöne Fernblicke auf die Dhikti Ori und später auf den Mpramianon See und die Küste bei Ierapetra frei. Die sich um Ierapetra erstreckende Gewächshauslandschaft erinnert schon sehr an entsprechende Gebiete in Spanien und beeinträchtigt das ansonsten grandiose Panorama. Den Rest des Tages verbringen wir relaxt am See. Abenteuer hatten wir für heute genug.

Am nächsten Morgen macht sich bei mir von der ungewohnten Steinschlepperei ein kräftiger Muskelkater in den Armen bemerkbar. Dafür geht es dem Rücken aber schon wieder besser. Nachdem wir in Ierapetra getankt und unsere Vorräte aufgestockt haben, fahren wir an den Strand nach Tertsa. Für die nächsten Tage ist Sonne und wenig Wind angesagt und ein paar Strandtage sind jetzt ganz nach unserem Geschmack.

Meer, Strand, Wohnmobil

In Tertsa suchen wir uns einen Platz am Ende der kleinen Piste vor den großen Felsen. Bis auf das kräftige Rauschen der Wellen herrscht hier absolute Ruhe und wir haben einen schönen Sandstrand direkt vor der Haustür. Nur leider schirmen die hohen Felsen nicht nur den Wind sondern auch den Internetempfang ab.

In der Sonne wird es richtig warm, 24 Grad zeigt unser im Schatten liegendes Thermometer an. Nur die Wassertemperatur, die so zwischen 14 und 15 Grad liegt, lässt uns nicht lange im Wasser verweilen. An einem der Tage machen wir eine Fahrradtour nach Myrtos. Wir brauchen Bewegung, die Strecke mit den wilden Felswänden war  wunderschön und wir sind neugierig. Denn Myrtos - das war der Ort mit der Straßensperrung.

Dort angekommen löst sich das Rätsel schnell. Eine Straße wird neu gepflastert und da wäre für uns wirklich kein Durchkommen gewesen. Wir radeln noch etwas durch den ganz netten Ort und dann geht es die gerade mal 7 km wieder zurück zum Sprinter.

Sonnenuntergang

Tertsa bleibt uns auch in Erinnerung als Ort der schönen Sonnenuntergänge. Die Bilder sprechen für sich.